Friedberger Glückseligkeit
Ko-Ko-K.o. bringt TVP beim Derby-20:24 von der Siegerstrasse ab
Als Efecan Kayikci in der 51. Minute für den TV Petterweil die 20:19-Führung erzielte, ahnte noch niemand, dass es das letzte Tor für die Gelb-Schwarzen in dieser Landesliga-Partie bei der TG Friedberg sein würde - auch wenn Rückraum-Shooter Thorsten Koch bereits seit neun Minuten ausgeschieden war. Doch der zweite Nackenschlag für Petterweil folgte kurz nach dem 20:19. Jonas Koffler, bis dato überragender Mann auf dem Platz, holte sich eine starke Prellung am Jochbein ab und konnte nicht mehr weiterspielen. Diese Ausfälle konnte das Team von Heiko Trinczek in der Schlussphase nicht kompensieren. Die Friedberger erzielten fünf Tore in Folge bis zum 24:20 (11:11)-Endstand, holten sich damit am letzten Hinrunden-Spieltag den Derbysieg und verwandelten die Halle am Seebach in ein Tollhaus. Bereits kurz vor dem Schlusspfiff standen die Friedberger Anhänger unter den 400 Zuschauern auf und klatschten, auf dem Feld lagen sich Gert Eifert und Co. wenig später freudetrunken in den Armen. Die TG festigte mit dem achten Saisonsieg den über¬raschend guten vierten Tabellenplatz, Petter¬weil überwintert auf Rang acht.
Besonders tragisch für die Petterweiler: Thorsten Koch erwischte es nach Elvin Petrosanecs Griff in seinen Wurfarm (der TGler sah dafür Rot/42.) schwer, er humpelte gestützt von zwei Mannschaftskameraden vom Feld. Die Diagnose folgte am Sonntag: Wadenbeinbruch - und damit wohl das Saisonende für den Leistungsträger. Die Auswirkungen auf dem Feld waren gravierend. Nach Kochs Ausscheiden und Kofflers letztem Treffer (42.) erzielten die Gäste nur noch zwei Tore - ein verwandelter Siebenmeter von Pierre Lange (50./18:19) und eben Kayikcis 20:19, die letztmalige TVP-Führung. Beide Trainer waren sich in der Analyse einig, dass die fehlende Durchschlagskraft aus dem TVP-Rückraum ein entscheidender Faktor für den Friedberger Sieg war. Trinczek fühlte sich als »moralischer Sieger, denn wir waren klar besser. Aber wir konnten die Ausfälle nicht mehr kompensieren. Thorsten hat unsere Abwehr zusammengehalten, und Jonas war der beste Mann auf dem Feld. Da fehlen die Alternativen, und dann bricht das Kartenhaus zusammen«. Sein Gegenüber Gert Eifert sprach von »einem glücklichen Sieg« und gab zu: »Jonas Ausfall hat uns in die Karten gespielt. Fünf Minuten vor Schluss wäre ich mit einem Remis zufrieden gewesen«. Doch die TG schlug noch mehr Kapital. Radu Balazs zeigte einen Großteil seiner 15 Paraden in der Schlussphase; Marco Zinnel fand spät zu gewohnter Stärke und erzielte die Friedberger Treffer 20, 21 und 23; und Youngster Benedikt Ploner gelang kurz vor Schluss gegen den fliegenden TVP-Torhüter Peschke der Schlusspunkt.
TVP-Konzept funktioniert 42 Minuten
42 Minuten lang war das Petterweiler Konzept aufgegangen, nur beim 0:1 und beim 9:10 lagen sie im Rückstand - führten allerdings auch nie mit mehr als drei Toren (16:13/38.; 17:14/41.). Mit einer 5:1-Abwehr bremste der TVP den Friedberger Spielfluss, wobei Jonas Koffler sich in vorgezogener Position aufrieb und Martin Peschke (zumeist nur in der Abwehr im Einsatz) TG-Toptorjäger Zinnel entschärfte - »so, wie es in den drei Spielen, die ich von Friedberg gesehen habe, noch keiner geschafft hat«, meinte Trinczek. Zinnels kongenialer Partner Andre Avemann war fast vollständig abgemeldet, kam kaum zum Abschluss und traf nur einmal (10.). Insgesamt war die Partie von starken Abwehrreihen geprägt, was insbesondere TG-Coach Gert Eifert nach 73 Gegentoren in den vergangenen zwei Partien freute. »Wir können doch noch Abwehr«, meinte Eifert, der genau in diesen Partien im Urlaub weilte und erst am Donnerstag wieder das Training geleitet hatte.
Auf Petterweiler Seite fiel kurz vor Schluss noch Torhüter Max von Borstel aus, der das Leder von Benedikt Ploner direkt ins Gesicht bekommen hatte und benommen war. Von Borstel hatte bis dato überragend gehalten, satte 16 Paraden wurden für ihn notiert. Doch weil auf der anderen Seite ab der 51. Minute die zweite lange Torflaute der Partie einsetzte, siegten die Gastgeber etwas glücklich - aber insgesamt gesehen nicht unverdient.
TG Friedberg: Balazs, Biaesch (35-37.); Zinnel (7), Ploner (6), Plattek (3), Friederich (2), Mangels, Petrosanec (4), Mos, Schäfer, Müller (1), Kinski, Avemann (1).
TV Petterweil: Von Borstel, Popp (57-60.); Trouvain, Flach, Jonas Koffler (7), Thorsten Koch (3), Witzel, Peschke (1), Gosenheimer, Rautschka, Hedayet (3), Lange (3/2), Thomer (2), Kayikci (1).
Steno: Schiedsrichter: Arnold/Göttmann (Habitzheim). –
Strafminuten: 8:6. Rot: Petrosanec (Friedberg/42.). –
Siebenmeter: 0 - 3/2. –
Zuschauer: 400.
Michael Wiener
Wetterauer Zeitung vom Montag, 14. Dezember 2015
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