In der Schluss-Viertelstunde den Faden verloren
TV Petterweil kassiert bei HSG Römerwall mit dem 25:39 höchste Saison-Niederlage - Jörn Olbrich trifft am besten
Für Handball-Kenner ist es seit letzter Woche klar: Der TV Petterweil wird diese Saison in der Regionalliga Südwest mehr denn je um den Klassenerhalt bangen müssen, denn erstens verfügt Coach Gebhard Fink angesichts des quantitativ nicht eben üppig ausgestatteten Kaders kaum über wirkungsvolle Alternativen, und zweitens - das verdeutlichte die Heimpleite vor Wochenfrist gegen Nieder-Roden zur Genüge - ist in der dritthöchsten deutschen Handball-Liga ohne eine konkurrenzfähige linke Seite und nur wenig Gefahr vom Kreis halt kein Staat zu machen.
Das waren die Voraussetzungen vor der Partie beim Rangachten HSG Römerwall, wo die Petterweiler Cracks gestern Abend den Versuch zu starten gedachten, wieder auf ertragreichere Pfade zurück zu finden. Allerdings blieb für den ranghöchsten Wetterauer Handball-Klub in der Koblenzer Kante der Wunsch der Vater des Gedanken, denn das gastgebende Team von HSG-Trainer Christoph Barthel siegte klar mit 39:25 (12:12).
Zweifellos eine deftige Abfuhr für die Handballer aus dem Karbener Stadtteil, die durchaus vielversprechend begannen, aber in der Schluss-Viertelstunde völlig den Faden verloren und nach dem 15:15-Zwischenstand (37.) noch eine Niederlage in kaum für möglich gehaltener Dimension zu schlucken hatten. »Bei Römerwall war jeder Wurf ein Treffer, wir hingegen versiebten die Angriffe serienweise«, beschrieb Petterweils Pressesprecher Reinhard Kreft das, was sich in dieser entscheidenden Phase abspielte, höchst treffend. TVP-Coach Gebhard Fink wurde deutlicher: »Es schien, als ob unsere Spieler von einer Minute auf die andere das Handballspielen verlernt hätten. Technische Fehler en masse, nichts klappte«. Dabei sei, so Fink, letzte Woche im Training gut gearbeitet worden: »Davon war jedoch nur in den ersten 30 Minuten etwas zu spüren«.
Und in der Tat: Nicht; wie eigentlich erwartet, die Römerwaller Truppe, sondern die Petterweiler Cracks bestimmten in der Rheinbrohler Sporthalle vor lediglich 200 Zuschauern zunächst Tempo und Rhythmus, lagen stets vorne und legten ab dem 6:6-Gleichstand (18.) einen tollen Zwischenspurt hin, der bis zur 23. Minute ein Sechs-Tore-Polster (6:12) einbrachte. Das Fundament für den zweiten Auswärtssieg? Mitnichten.
Begünstigt durch Zeitstrafen für den TVP holte Römerwall Tor um Tor auf und konnte bis zur Pause zum 12:12 egalisieren, während die Fink-Sieben vorne Sendepause hatte.
Dem Spielfilm der zweiten Halbzeit aus Petterweiler Sicht etwas Positives abzugewinnen, fällt schwer und beschränkt sich ausschließlich auf die ersten sieben Minuten (31. bis 37.), in denen bei ständig wechselnden Führungen niemand zu prognostizieren vermochte, wer am Ende der Sieger sein würde. Fünf HSG-Tore in Folge, vom 15:15-Remis zur 20:15-Führung, beendeten diese unsichere Sachlage, obwohl im Gäste-Lager auch nach 46 Minuten (23:19) noch kein Aufgeben zu erkennen war. Das änderte sich in der Folgezeit jedoch schlagartig und bescherte dem TV Petterweil nicht nur im neunten Pflichtspiel die bislang höchste Saison-Niederlage, sondern auch das weitere Verweilen im Regionalliga-Tabellenkeller.
HSG Römerwall: Rollinger, Braun; Kasumovic, Bredehorst, Fritzen, Manz; Naji, Stemann, Schlich, Hanisch, Bininda, Kurzbach, Dumitrescu.
TV Petterweil: Martin Malik, Oliver Malkmus; Jörn Olbrich (6), Pierre D´Aveta (4/2), Uwe Ruhrmann, Fabian Neumeier, Björn Ehmer (1), Felix Schneider (1), Heiko Trinczek (5), Dennis Baier (2), Rene Lenhardt (3), Hans Self (3).
Zeitstrafen: HSG 5 - TVP 6
Siebenmeter: HSG 4/4 - TVP 5/2
Zuschauer: 200 Uwe Born
Wetterauer Zeitung vom Montag, 20. November 2006
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