Ein Remis zum Abschied von Hägele und Jung
TV Petterweil mit 23:23-Punkteteilung gegen die HSG Hochheim/Wicker - Mit angezogener Handbremse und vielen Fehlwürfen
(mam) Letzte Saisonspiele sind oft mühselig. Angesichts von 26 Spieltagen einer fast acht Monate andauernden Handball-Meisterschaftsrunde, in der abgesehen von der dreiwöchigen Weihnachtspause nur vier Wochenenden spielfrei sind, fällt es gegen Saisonende, wenn es oftmals nur noch um die "Goldene Ananas" geht, vielen Mannschaften schwer, noch einmal das volle Leistungsvermögen abzurufen. So auch bei der Landesliga-Begegnung zwischen dem gastgebenden TV Petterweil und der HSG Hochheim/Wicker am vergangenen Samstag, die mit einem 23:23-Unentschieden endete. Beiden Mannschaften merkte man deutlich an, dass es um nichts mehr ging - der TVP hatte unabhängig vom Ausgang der Partie Platz drei schon sicher, für Hochheim/Wicker wäre maximal noch Rang sieben drin gewesen - am Ende wurde es Platz acht.
"Das war eine schwere Geburt. Die Luft war raus, da ist es schwer die Konzentration noch einmal hochzufahren", bestätigte TVP-Trainer Detlef Ernst im Anschluss an die Begegnung. "Nichstdestotrotz wollten wir uns positiv von unseren Zuschauern gelungen, was uns zumindest in der zweiten Halbzeit ja noch eingermaßen gelungen ist. Aber wenn Hochheim komplett gewesen wäre, hätte das heute wahrscheinlich nicht gereicht." Während beim TVP die Bank vollsaß, konnte die HSG nämlich nur drei Auswechselspieler aufbieten.
Bei schönstem Frühlingswetter hatten zur in Petterweil ungewohnten Anwurfzeit am späten Samstagnachmittag nicht so viele Fans in die Halle gefunden wie üblich. Die anwesenden Zuschauer wurden dafür von den Petterweiler Spielern mit "Kamelle" und nach der Partie mit einer Abschlussfeier belohnt. Der TVP verabschiedete sich jedoch nicht nur von seinen Fans, sondern musste auch zwei langjährigen Spielern Lebewohl sagen: Torhüter Ralf Hägele wechselt zur TG Friedberg, Rechtsaußen Oliver Jung will sich dem WSV Oppershofen anschließen.
Beide Teams gingen mit angezogener Handbremse ans Werk, hüben wie drüben reihten sich die technischen Fehler in Form von etlichen Fehlpässen und Fangfehlern aneinander. Zudem sorgten die schwachen Angriffsreihen dafür, dass auf beiden Seiten die Torhüter glänzten - neben guten Paraden wurden sie nämlich auch immer wieder regelrecht "angeschossen". So stand es nach fünf Minuten gerademal 3:1 für die Gäste aus Hochheim/Wicker, die sich ein wenig wacher als der TVP präsentierten. Auch nach dem Petterweiler Ausgleich zum 4:4 (11.) waren es die Gäste, die den Ton angaben. Trotz Unterzahl setzten sie sich Mitte des ersten Durchgangs auf 8:5 ab, so dass die TVP-Coaches Detlef Ernst und Marcus Lange sich zu einer Auszeit gezwungen sahen. Diese brachte aber trotz deutlicher Worte kaum Besserung. Wäre die im Abschluss schwache HSG nicht einige Mal an TVP-Keeper Oli Malmus gescheitert, wäre der Rückstand der Hausherren nach 20 Minuten sicher deutlicher als das 5:9 ausgefallen. Linkshänder Jörn Olbrich war es schließlich, der Verantwortung übernahm und sein Team mit vier Treffern in Folge kurz vor der Pause auf 9:10 (29.) heranbrachte. Hochheim/Wicker legte jedoch noch zum 11:9-Halbzeitstand nach.
Nach dem Seitwechsel ging es auf beiden Seiten pomadig weiter, durch leichte Treffer aus dem Rückraum baute die HSG ihren Vorsprung wieder auf 14:10 (36.) aus. Petterweil konterte anschließend vorwiegend aus dem Eins-gegen-Eins heraus zum 14:14 (44.). Dieser Ausgleich brachte plötzlich die bis dahin eher ruhig gebliebenen Petterweiler Zuschauer auf den Plan, was endlich auch die beiden Mannschaften wachrüttelte. Auch wenn die Fehlerquote nach wie vor hoch blieb, schien sowohl der TVP als auch die HSG in der letzten Viertelstunde endlich Betriebstemperatur zu erreichen. Nun ging es - gemessen am bisherigen Spieltempo - Schlag auf Schlag. Die Vorteile lagen zwar noch immer leicht auf Seiten der HSG, mehr als zwei Tore betrug deren Vorsprung jedoch nicht mehr. Beim 18:18 (50.) kam der TVP erneut zum Ausgleich, lag aber zwei Minuten vor Spielende beim 21:23 wieder mit zwei Toren hinten. In der spannenden Schlussphase war das Glück dann auf Seiten des TVP, denn die Hochheimer hatten nicht die Nerven, um die zahlreichen Chancen, mit denen sie das Spiel hätten entscheiden können, zu nutzen. Stattdessen verkürzte Petterweil auf 22:23 und fand gut zehn Sekunden vor Schluss in Youngster Pierre Lange einen souveränen Siebenmeterschützen, der per Strafwurf nervenstark zum umjubelten 23:23-Ausgleich verwandelte. So blieb der TVP in eigener Halle wieder einmal ungeschlagen und konnte mit seinen Fans als Tabellendritter den versöhnlichen Abschluss einer alles in allem hervorragenden Saison feiern.
TV Petterweil: Hägele, Malkmus; Olbrich (5), Hardt (1), Alexander Koch (2), Kunkel (3), Scherrer (1), Thorsten Koch, Jung (1/1), Peschke, Ruppert (3), Schneider (1), Rautschka (1), Lange (5/3).
HSG Hochheim/Wicker: Windheim, Steinke; Lang (3), Ochs (4), Berger, Kossler, Muschiol, Mohr (4), Siegfried (5/2), Fuchs (3), Dankwardt (4).
Im Stenogramm: Schiedsrichter: Badstieber/Becker (Trebur)
Zeitstrafen: 4:14 Minuten
Siebenmeter: 6/4 - 3/2
Zuschauer: 150
Wetterauer Zeitung vom Montag, 26. April 2010
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